Logbuch 9: Er ruft den Wettergott an


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nochmal zu Pan und Psyche


Ihr denkt jetzt  bestimmt, was hat sie denn mit Pan und Psyche? Ja. Was habe ich nun. Ich HABE, dass ich mit meiner Übersetzung NICHT EINVERSTANDEN bin. Das Gefühl, irgendetwas ganz Wesentliches übersehen zu haben, verfolgt mich.

Heute beim Frühstück kam mir ein Gedanke. Eigentlich schon gestern Nachmittag ist er gekommen, ich hatte nur keine Zeit, ihm meine Aufmerksamkeit zu widmen. Ich wollte unbedingt weiterkommen, und bin schon beim „Winter“ auf der Seite 185, Ulmer-Ausgabe.
Arnold Böcklin, Pan im Schilff (1858),
Pinakothek, München


Mitten drin des Schreibens hielt ich inne und  fragte mich, „Seltsam, warum beginnt er seinen Aufsatz mit einem Donnerwetter? Hätte er sich nicht ein freundlicheres Wetter aussuchen können?“ Heute beim Frühstück hielt ich erneut inne und dachte, „ Kann das sein, dass er damit den Zeus meint, den Wettergott? Von mir aus den Donar oder den Thor. Der Wettergott? Aber natürlich!  Er wird den Aufsatz nicht ohne Grund „Pan und Psyche“ genannt haben. Und wenn man zum ersten Mal im Leben einen Aufsatz veröffentlicht, hadert man besonderes mit dem ersten Satz und auch dem Titel. Seine Titel sind immer so verheißungsvoll. „Vom Blütengarten der Zukunft“, „Garten als Zauberschlüssel“, „Blaue Stunde“ , „Es wird durchgeblüht“ etc. Es geht bei Pan und Psyche um die „Darstellung der heimischen Natur“, wie er im Untertitel selbst schreibt. Aber, er beschreibt als erstes nicht die sanften Felder und Flussauen von ihrer schönsten Seite, wie man normaler Weise von einer Darstellung der Natur erwartet. Nein, er ruft zuerst den Wettergott herbei! Oh, was für herrlicher Anfang! Ob Donar, Thor oder Zeus, ist unwichtig. Bestimmt nicht den Petrus.  Aber ich nehme an, dass er dabei an Zeus gedacht haben könnte. Ich entsinne mich daran, dass er (und seine Geschwister) in der Kindheit praktisch mit Homer „großgesäugt“ wurde.
„Wir wurden als Kinder mit Homer großgesäugt und dadurch leidenschaftlich vertraut mit vielen Episoden, wie der Nausikaa-Liebelei und der Ithaka-Heimkehr. Die Mutter lernte unser Schul-Griechische mit und las laut die Originaltexte mit den Klängen dieser schönen Sprache, die bis ans Ende der Welt leben wird.“ (Elternhaus in der Sternwarte, Ulmer 2009. S. 30)
Ja, bis ans Ende der Welt leben wird!

Ich fange sogleich an, Pan und Psyche nochmal zu lesen. Ja, in der Tat. Im ersten Absatz, mit dem ersten Blitz lässt er die ‚Urwelt‘ vor unseren Augen neu entstehen. Und zu dem Blitzschleudernden Zeus sind alle Götter und Zauberwesen herbeigeeilt. Sonne, Himmel, Ozeanwogen, Wind, Spinne und  Regenbogen. Langsam beginne ich zu kapieren, wie diese seltsame Bevölkerungszusammensetzung, die mich so sehr verwundert hat, zustande gekommen ist. In dieser neu entstandenen Welt, dürfen nun „ Kinder im fremdartigsten Indigoblau“ baden. Dieser erste Absatz ist die Schöpfungsgeschichte des Dichters Foerster!

Und es gibt da noch diese schönen Horen, die Jahreszeiten, mit denen er sein Leben lang ringt. Mit dem Blitz und Donner, Sonne und Wind ist das erste Wetter entstanden. Nun tritt die heimische Natur ihre Bestimmung an, sich ewig in Jahreszeiten zu wandeln. Mir ist immer schon aufgefallen, dass er seine Bücher in Jahreszeiten aufteilt. Nicht in Einführung, Kapitel 1 und 2 etc., sondern in Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Warum ist mir bis jetzt der Zusammenhang nicht klar geworden? (Vielleicht habe ich in letzter Zeit zu viel gekocht.) Für Foerster sind die Jahreszeiten wie die Zahl oder Ziffer Symbole und Zeichen.  

 „Das bloße Schriftbild der einzelnen Jahreszeiten gewinnt einen dunklen neuen Reiz, wie manche Künstlernamen.“ (Pan und Psyche, in: Ein Garten der Erinnerung. Ulmer 2009. S. 106)

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