Logbuch 9: Er ruft den Wettergott an
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nochmal zu Pan und Psyche
Ihr denkt jetzt bestimmt, was hat sie denn mit Pan und Psyche?
Ja. Was habe ich nun. Ich HABE, dass ich mit meiner Übersetzung NICHT EINVERSTANDEN bin. Das Gefühl, irgendetwas ganz Wesentliches übersehen zu
haben, verfolgt mich.
Heute beim
Frühstück kam mir ein Gedanke. Eigentlich schon gestern Nachmittag ist er
gekommen, ich hatte nur keine Zeit, ihm meine Aufmerksamkeit zu widmen. Ich
wollte unbedingt weiterkommen, und bin schon beim „Winter“ auf der Seite 185,
Ulmer-Ausgabe.
Mitten drin des
Schreibens hielt ich inne und fragte
mich, „Seltsam, warum beginnt er seinen Aufsatz mit einem Donnerwetter? Hätte
er sich nicht ein freundlicheres Wetter aussuchen können?“ Heute beim Frühstück
hielt ich erneut inne und dachte, „ Kann das sein, dass er damit den Zeus meint,
den Wettergott? Von mir aus den Donar oder den Thor. Der Wettergott? Aber
natürlich! Er wird den Aufsatz nicht
ohne Grund „Pan und Psyche“ genannt haben. Und wenn man zum ersten Mal im Leben
einen Aufsatz veröffentlicht, hadert man besonderes mit dem ersten Satz und
auch dem Titel. Seine Titel sind immer so verheißungsvoll. „Vom Blütengarten der Zukunft“, „Garten
als Zauberschlüssel“, „Blaue Stunde“
, „Es wird durchgeblüht“ etc. Es geht
bei Pan und Psyche um die „Darstellung
der heimischen Natur“, wie er im Untertitel selbst schreibt. Aber, er
beschreibt als erstes nicht die sanften Felder und Flussauen von ihrer
schönsten Seite, wie man normaler Weise von einer Darstellung der Natur
erwartet. Nein, er ruft zuerst den Wettergott herbei! Oh, was für herrlicher
Anfang! Ob Donar, Thor oder Zeus, ist unwichtig. Bestimmt nicht
den Petrus. Aber ich nehme an, dass er dabei an Zeus gedacht haben könnte. Ich entsinne mich daran,
dass er (und seine Geschwister) in der Kindheit praktisch mit Homer „großgesäugt“
wurde.
„Wir wurden als Kinder mit Homer großgesäugt und dadurch leidenschaftlich vertraut mit vielen Episoden, wie der Nausikaa-Liebelei und der Ithaka-Heimkehr. Die Mutter lernte unser Schul-Griechische mit und las laut die Originaltexte mit den Klängen dieser schönen Sprache, die bis ans Ende der Welt leben wird.“ (Elternhaus in der Sternwarte, Ulmer 2009. S. 30)
Ja, bis ans Ende
der Welt leben wird!
Ich fange
sogleich an, Pan und Psyche nochmal zu lesen. Ja, in der Tat. Im ersten Absatz,
mit dem ersten Blitz lässt er die ‚Urwelt‘
vor unseren Augen neu entstehen. Und
zu dem Blitzschleudernden Zeus sind alle Götter und Zauberwesen herbeigeeilt. Sonne, Himmel, Ozeanwogen, Wind,
Spinne und Regenbogen. Langsam beginne
ich zu kapieren, wie diese seltsame Bevölkerungszusammensetzung, die mich so
sehr verwundert hat, zustande gekommen ist. In dieser neu entstandenen Welt,
dürfen nun „ Kinder im fremdartigsten Indigoblau“ baden. Dieser erste Absatz
ist die Schöpfungsgeschichte des Dichters
Foerster!
Und es gibt da noch
diese schönen Horen, die Jahreszeiten,
mit denen er sein Leben lang ringt. Mit dem Blitz und Donner, Sonne und Wind
ist das erste Wetter entstanden. Nun tritt die heimische Natur ihre Bestimmung
an, sich ewig in Jahreszeiten zu wandeln. Mir ist immer schon aufgefallen, dass
er seine Bücher in Jahreszeiten aufteilt. Nicht in Einführung, Kapitel 1 und 2
etc., sondern in Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Warum ist mir bis jetzt der
Zusammenhang nicht klar geworden? (Vielleicht habe ich in letzter Zeit zu viel
gekocht.) Für Foerster sind die Jahreszeiten wie die Zahl oder Ziffer Symbole
und Zeichen.
„Das bloße Schriftbild der einzelnen Jahreszeiten gewinnt einen dunklen neuen Reiz, wie manche Künstlernamen.“ (Pan und Psyche, in: Ein Garten der Erinnerung. Ulmer 2009. S. 106)
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