Logbuch 25: Das Firmenwappen der Karl-Foerster-Staudengärtnerei

Karl Foerster verwandelte die Wappen der Kriegsfürsten in das Emblem des Friedensfürsten




Firmenlogo-der-Foerster-Staudengärtnere


1.    Quelle:

Marianne Foerster schreibt folgendes zum Firmenwappen der Karl-Foerster-Staudengärtnerei.
„Nach dem zweiten Weltkrieg gab es eine Anstecknadel mit dem Firmenwappen für langjährige Mitarbeiter. Damit wurden sie »Foersterianer«. Die Nadel stellte ein japanisches Familienwappen dar: drei Schmetterling um eine Mohnkapsel. Schon vor dem Krieg schmückte es die Bestellkataloge der Gärtnerei von Karl Foerster.“(Marianne Foerster. Der Garten meines Vaters. DVA 2005, S. 25)

Zur Erforschung des Firmenwappens stand mir nur das Internet zur Verfügung. Es gibt eine recht umfangreiche japanische Webseite zu dem Thema „Familienzeichen“, die „Mon“s bzw. „Gamon“s genannt werden. Mon bedeutet „Symbol“ bzw. „Zeichen“, Gamon bedeutet „Familienzeichen“. In der Webseite  sind alle vorhandene Familienzeichen katalogisiert und die meisten davon abgebildet.


2.    Mon (紋) bzw . “Gamon (家紋)” in Japan:

Vornehme japanische Familien führten spätestens gegen Ende des 12. Jahrhunderts die Familienzeichen, In den folgenden Jahrhunderten waren Mons vor allem beim japanischen Kriegeradel in Gebrauch, da sie ähnlich wie die Wappen des europäischen Mittelalters als Erkennungszeichen bei kriegerischen Auseinandersetzungen dienten.

Ein Meer von Familienbanner auf dem Schlachtfeld. Japanische Wand mit dem Schlachtszene vovn Sekigahara, Japan um 1830. Collection: The City of Gifu. Museum of History. Quelle: Wikimedia Commons

Mon besteht in der Regel aus einem einzigen Zeichen, ähnelt somit mehr einem modernen Logo als einem europäischen Familienwappen. Dargestellt sind meistens stilisierte Pflanzen, einige Vogelarten und heilige Gegenstände. Sie können aber auch aus abstrakten geometrischen Formen und Symbole bestehen.

Die am häufigsten verwendete Pflanze ist Chrysantheme. Das Emblem der kaiserlichen Familie ist eine goldene Chrysantheme. Die zweit häufigste Pflanze ist Paulownia und die Dritte Alisma canaliculatum (verwandt mit Froschlöffel), die zwar winzig und unscheinbar erscheint, aber eine hohe Heilkraft und symbolische Bedeutung besaß. 

Eine Mohnkapsel hat man nicht verwendet. Es ist auch schwer vorstellbar, weil Ostasiaten eine gespaltene Beziehung zur Mohnblume haben. Sie wurde nach Yang Gueifei, der berühmten Konkubine des antiken chinesischen Kaisers genannt, die überirdische Schönheit besessen haben soll. Noch heute werden schönste Frauen mit ihr verglichen, dennoch genießt sie zu Unrecht den Ruf, den Kaiser verdorben und das Land zum Ruin geführt zu haben.

Ferner ist es auch unüblich, Pflanzen und Tiere zusammen darzustellen, wie im Firmenwappen der Foerster-Staudengärtnerei zu sehen ist. Eine Ausnahme gibt es. Das Mon einer Familie zeigt einen Kranich im Sturzflug, das Federkleid des Vogels ist jedoch aus Blütenblättern der Chrysanthemen genäht. 



3.    Fazit:

Es ist anzunehmen, dass sich Karl Foerster zwar von dem japanischen Mon inspirieren ließ, es aber nicht 1:1 kopierte, wie Marianne andeutete. Die Schmetterlinge in Dreiecksformation gibt es, die Mohnkapsel erinnert aber eher an Chrysantheme.
Bezeichnend sind die beiden Umstände, dass K. F. das Logo erst nach dem letzten Krieg einführte, und dass die japanischen Vorbilder von mittelalterlichen Kriegsfürsten erfunden wurden. Dem großen Pazifist Karl Foerster ist dadurch ein Streich gelungen, indem er das Emblem von Kriegsfürsten in ein Emblem des Friedens verwandelte.


Schmetterlinge
Chrysantheme

 

4.    Beispiele (für diejenigen, die sich ein Familienzeichen zulegen möchte.) 
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Paulownia
Ginkgo
Kranich

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