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Es werden Posts vom März, 2013 angezeigt.

Logbuch 22: Friedrich Wilhelm Foerster (1869-1966)

Es überlief mich heiß und kalt, als ich den letzten Abschnitt des Aufsatzes von  Günter Wirth las, den er über Friedrich Wilhelm Foerster (F. W. F.), den älteren Bruder Karl Foersters geschrieben hat.  Genau gesagt geht es um den Anhang, in dem er eine ganze Passage aus dem Buch von F. W. F. "Die jüdische Frage (Basel; Freiburg; Wien, 1959)" zitierte. Was der Vater Wilhelm Foerster 1918 in seiner Abhandlung "Die internationale Wirksamkeit des Judentums in der Vergangenheit und in der Zukunft" begonnen hatte, setzte der Sohn in seinem o. g. Buch fort.  Auf Leben und Werk F. W. F.s will ich heute nicht näher eingehen. Ich bin noch zu sehr erschüttert von dem, was ich gelesen habe. Angesichts des neueren Vorfalls mit der Gerichtsverhandlung im Münchner Oberlandsgericht, den ich beunruhigend finde, will ich hier die o. g. Zitat in voller Länge bringen. Jeglicher Kommentar erübrigt sich; Ein bedeutsames Dokument, das F. W. F. in seinem 1959 bei Herder in

Logbuch 21: Die Berliner Sternwarte - Akademie des Jüdischen Museums

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"Wir kamen vom Schulgange aus dem Friedrichstrassenlärm Berlins durchs große eiserne Tor des Sternwartengartens in eine vogelsangdruchhallte Gartenstille, in deren Mitte das Sternhaus stand. Die Königliche Berliner Sternwarte, von Alexander von Humboldt gegründet und von Schinkel erbaut, lag im Zentrum der Riesenstadt, am Südende der Charlottenstrasse, dem Enckeplatz, in einem fünf Morgen großen Garten."  (Karl Foerster. "Elternhaus in der Sternwarte". in: Ein Garten der Erinnerung. Ulmer 2009: S. 23) (Das links abgebildete kleine Ölbild malte um 1900 Ina Foerster, die Mutter Foersters. Sei war eine ausgezeichnete Malerin. Über diese bemerkenswerte Frau erzähle ich später.) Die Berliner Sternwarte mit einem großen Garten, in dem die fünf Geschwister der Familie Foerster je ein kleines Blumengärtchen besaßen, steht heute nicht mehr. Sie lag in der südlichen Friedrichstadt zwischen der Lindenstrasse und Friedrichstrasse. Die Kinder müssten damals, von der

Logbuch 20: Der kleine Prinz

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Über die Kindheit Karl Foersters Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz auf dem Asteroid B 612 Wie viel Menschen können von sich behaupten, ihr Elternhaus sei die Sternwarte gewesen. Karl Foerster hatte das 'Glück', - wie er selber schrieb -, in der Sternwarte aufzuwachsen, weil sein Vater, Wilhelm Foerster (1832-1921) der Direktor der Berliner Sternwarte war, - vom 1865 bis 1904 -, 39 Jahre lang.  Ich denke zur Zeit darüber nach, was bedeuten würde, in der Sternwarte aufzuwachsen, tagtäglich Sterne zu beobachten, Geschichte über sie zu hören, und jede Nacht mit dem leisen "Rumoren gedrehter Beobachtungkuppeln" ins Bett zu gehen. In der Wohnung hingen überall die Normalzeituhren, die synchron mit der Bewegung des Himmelskörpers tickten. Die Kinder wussten es, und waren mächtig stolz darauf. Sie dachten, "unser Vater steckt mit den himmlischen Mächten unter einer Decke" .  (Karl Foerster. "Elternhaus in der Sternwarte". in: Ein

Logbuch 19: Frühling

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Vielleicht hat Karl Foerster da oben das Amt des Heiligen Petrus übernommen. Und er schickt uns als seine erste feierliche Amtshandlung den geliebten Winter, um uns zu zeig en, dass der Winter der eigentliche Anfang der Jahreszeiten ist. Ohne zu wissen, dass uns sein Vorgänger schon mit dem Winter beschert hat. Vielleicht ist bei der Amtsübergabe etwas durcheinander gekommen. Vielleicht muss er noch ein wenig üben.  Lieber Karl, schick uns endlich den Frühling. Wir hatten gestern schon den Frühlingsanfang! Du hast selber geschrieben; "Ein doppelt so langes Vorspiel wie früher leitet den immer festlicheren Blumenreigen des neuen Gartens ein. Wenig Menschen wissen in Deutschland, dass schon in der Schneeglöckchenzeit 40 bis 50 Blütenstauden und Blütensträucher bunte Farben in den winterlichen Garten tragen und uns einen ganzen Gartenblumenmonat mehr hinzu bringen können, als unsere Eltern kannten. In wessen Garten blühen schon trotz der Februarkälte gelbe Adonissterne aus dem

Logbuch 18: Jupiter und Mondsichel

Es ist sehr kalt. Der zweite Winter verwirrt unsere Sinne, die aus langjähhriger Erfahrung auf Frühling eingestellt sind.  Gestern herrschte den ganzen Tag über die klare kalte Luft der herrliche Sonnenschein. Wir kamen gerade aus einem ergiebigen Spaziergang heim, es war Abenddämmerung. Durch den Lichtsstrahl angezogen blickte ich auf. Der Himmel war von solchem intensiven Blau, an der Spitze des Kirchturms begegneten sich gerade die Mondsichel und der Jupiter (glaubte ich jedenfalls). Dieses tiefe Blau des Himmels erinnerte mich an den Rittersporn 'Finsteraarhorn'. Welch ein genialer Einfall, die se Blume ' Finsteraarhorn ' zu nennen. Karl Foerster hat mein Sehen deutlich verändert, ja sensibilisiert. Er scheint  viel mehr gesehen und gefühlt zu haben als die meisten Menschen. Dies bezeugen u. a. seine  Familienmitglieder und engste Mitarbeiter.  Als 1934 das Buch "Garten als Zauberschlüssel"  von Rowohlt  herauskam, schreibt Hans Fallada (Ru

Logbuch 17: Die feierlichste Frühlingsblume

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Eine Freundin hat mir mal gesagt, man müsse immer einen Schnaps dazu trinken, wenn man die süßen Worte Foersters recht verdauen will. So geht es mir heute den ganzen Vormittag. Eine so lange Vorede! Spricht da Homer, Ovid oder Vergil? Möglicherweise alle drei zusammen? Nach der anderthalbseitigen Vorrede erfährt man endlich, worum es geht. Um die Schwertlilie ! "Die feierlichste Frühlingsblume" hat er sie getauft.  Das ist wohl wahr. Aber eine ganze Seite und noch eine halbe dazu nur für die Einleitung!? Und die ganze Zeit geht es immerfort  in dieser Tonart: "Und um die neuen Vollkommenheiten schwebt oft ein Hauch gesteigerter und vergeistigter Düfte von einer feierlichen Zartheit und Hoheit, welcher den Aufstieg der Erscheinungen in ein Neuland besiegelt." (Die feierlichste Frühlingsblume S. 347) Für meinen Übersetzer-Begriff sind es zu viele schöne Begriffe in einem halben Satz. Wenn ich ihn durch die koreanischen  Pendants ersetze, - wortwö

Logbuch 16: ein wenig Koreanisch Unterricht?

Das Buch wird in Korea wesentlich schlanker werden. Das liegt nicht nur daran, dass wir (der koreanische Verlag und ich) beschlossen haben, nicht alle Essays zu drucken. Sondern vielmehr daran, dass deutsche Sätze in der Regel viel länger sind als koreanische. Oder ein koreanischer Satz ist halb so lang und kann genau das gleiche ausdrücken.  Hier zwei Beispiel: Die ganze Welt in allen Ländern ist immerfort mit irreführenden oder ungewissen privaten oder öffentlichen Gerüchen erfüllt, ⇒ 세상은 언제나 이런 저런 쓸데없는 소문으로 가득하다.  Der angeredete rutscht etwas unruhig blickend auf dem Stuhl herum; ⇒ 상대방은 좌불안석 할 것이다.  Warum das so ist? Erstens, in einer koreanischen Silbe werden die Buchstaben nicht nebeneinander geschrieben, sondern untereinander. Die Buchstaben sind wie Bauklötze, die man übereinander stapeln kann.  Z. B., die Silbe 문 besteht aus drei Buchstaben, nämlich ㅁ, ㅜ,  ㄴ. Sie werden untereinander gesetzt. So, 문. Platzsparend, nicht wahr?  Die nächste Silbe aber wi