Logbuch 5: Jede Blume ein blühender Prosa

Jede Blume gleicht einzeln einem Stück blühenden Prosa. 
So schön beschreibt die Schriftstellerin Renate Feyl den Foerster-Garten in Bornim. Im Buch „3 x Foerster“ finde ich beeindruckende Informationen über die Familie Foersters. Renate Feyl schreibt in ihrem Artikel „Wilhelm Foerster“ über den Vater so fein und klar formuliert, dass ich Lust bekam, ihre eigenen Bücher zu lesen. Ich wusste bis jetzt nichts von ihr. Ich google, siehe da. Es gibt eine Wiki-Eintragung über sie; Renate Feyl, freie Schriftstellerin, 1944 in Prag geboren, studierte an der Humboldt Universität Philosophie. Sie schreibt vorwiegend erzählende und essayistische Prosa. Da haben wir‘s also. Eine Prosaistin. Eine bezaubernd aussehende obendrein. Hat auch Romane geschrieben, ihr Hauptinteresse galt bis jetzt den  "bedeutenden Frauengestalten der deutschen Literaturgeschichte des 18. und frühen 19. Jahrhunderts wie Luise Adelgunde Victorie Gottsched, Sophie von La Roche und Caroline von Wolzogen." 

 Jetzt wird der Bezug klarer. Humboldt Universität, 18. und 19. Jahrhundert. Vielleicht ist sie an der Urania aktiv. Wilhelm Foerster war Direktor der Sternwarte und Professor an der Humboldtuniversität und gründete die Urania in Potsdam. Sie trägt heute noch den Namen Wilhelm Foerster. Die Benennung dieser Institution "Urania, Muse der Sternenkunde" stamme auch von ihm, erfahre ich. 
Die Urania ist eine Schaubühne, ein wissenschaftliches Theater, in dem Naturphänomene eindrucksvoll in die Szene gesetzt werden. 
 "Da kracht auf der Bühne der Donner des Zeus. Blitze sausen vom Himmel. Sternschuppen rasen zu Boden. Riesenfarne aus dem Karbon wedeln dem Zuschauer entgegen. Tektonische Erdverschiebungen werden per Kulisse arrangiert. Alle nur denkbaren Naturgewalten erbeben im Raum, und die Sphären des Kosmos werden mit den bis dahin bekannten Lichteffekten vorgestellt. Der Zuschauer hat alles in allem - intellektuellen Spaß, Vergnügen für die Augen, wissenschaftsbildende Abendunterhaltung." (Renate Feyl, Wilhelm Foerster, in; 3 x Foerster, hrsg. von Mathias Iven, SCHIBRI-VERLAG; Millow 1995. S. 52)
 Somit, schreibt sie weiter, habe Wilhelm Forster im Sinne seines Meisters Alexander von Humboldt gehandelt, "die Natur allen erkennbar machen." (a.a.O) 
Es gibt halt schöne Menschen, die schönen Sachen sagen und tun.

Der Vater wohnt bis zu seinem Tod in Bornimer Haus mit seinem jüngsten Sohn Karl. Der älteste Sohn, der Philosoph und Pazifist, Friedrich Wilhelm, verfolgt wegen seiner radikalen Schriften gegen die kriegerische Politik, setzt sich zunächst in die Schweiz ab, danach nach Frankreich und schließlich in die USA. Dort bleibt er bis 1964, obwohl ihn Karl inständig bittet, nach Deutschland zurück zu kommen. Er kommt aber erst kurz vor seinem Tod nach Zürich, wo er vor dem Exil Jahrzehnte verbringt. Friedrich Wilhelm studiert, promoviert und habilitiert in Zürich, wird Professor in Zürich, später München, bis die Jagd auf ihn beginnt. Er wird zunächst von den rechtsradikalen Kriegsbefürwortern, danach vom Nazis verfolgt, seine Bücher verbrannt… Ich würde auch in meine Heimat zurückkehren wollen, wenn meine Bücher dort verbrannt würden.

Den Grundstein zu seiner pazifistischen Gedanken wird vom Vater gelegt. Er kämpft ebenfalls konsequent gegen die aggressive Politik seiner Zeit. Vielleicht später mehr darüber. 

Also der Bruder Friedrich-Wilhelm in Zürich und München. Der Bezug auf den Alpinen Raum? Karl Foerster wiederum wird als junger Gärtner zur Kur in die Berge geschickt. Karl ist über 1,90 groß, und diese Höhe erreicht er schon mit fünfzehn! Da er groß und stark wirkt, wird er in den Gärtnereien oft für die schwere Knochenarbeit herangezogen, wie Säcke schleppen etc. Die Knochen sind noch nicht fest genug. Da bekommt er diese Knochenschäden, von denen er sein Leben lang nicht richtig geheilt werden sollte. Seine Lehre muss er mehrmals unterbrechen, mit 19 fährt er in die Schweiz für einen längeren Kuraufenthalt. Davos und Glarus. Dort kommt Papa ihn besuchen. Sie gehen zusammen Schlittenfahren. Es gibt ein schönes Foto von Karl und Papa auf den Schlitten. (Karl Foerster, aus Jugendbriefen, in: Ein Garten der Erinnerung, S.95 / S.90) 

Schlittenpartie mit dem Vater, ein Foto aus Davos, Januar 1895,
abgebildet in "Ein Garten der Erinnerung" S. 94 / S. 90

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