Logbuch 20: Der kleine Prinz

Über die Kindheit Karl Foersters


Antoine de Saint-Exupéry,
Der kleine Prinz auf dem Asteroid B 612
Wie viel Menschen können von sich behaupten, ihr Elternhaus sei die Sternwarte gewesen. Karl Foerster hatte das 'Glück', - wie er selber schrieb -, in der Sternwarte aufzuwachsen, weil sein Vater, Wilhelm Foerster (1832-1921) der Direktor der Berliner Sternwarte war, - vom 1865 bis 1904 -, 39 Jahre lang. 

Ich denke zur Zeit darüber nach, was bedeuten würde, in der Sternwarte aufzuwachsen, tagtäglich Sterne zu beobachten, Geschichte über sie zu hören, und jede Nacht mit dem leisen "Rumoren gedrehter Beobachtungkuppeln" ins Bett zu gehen. In der Wohnung hingen überall die Normalzeituhren, die synchron mit der Bewegung des Himmelskörpers tickten. Die Kinder wussten es, und waren mächtig stolz darauf. Sie dachten, "unser Vater steckt mit den himmlischen Mächten unter einer Decke"
(Karl Foerster. "Elternhaus in der Sternwarte". in: Ein Garten der Erinnerung. Ulmer 2009: S. 32)

Welchen Einfluss kann dieses Kindheiterlebnis auf das Leben ausgeübt haben? Wenn wir wissen, dass man schon eine Macke bekommt, wenn man als kleines Kind auf den nicht angewärmten Topf gesetzt wird!

Nur verständlich, dass Karl Foerster ständig von Sternen redet. Er konnte wahrscheinlich nicht wissen, dass die meisten Menschen nicht diese Erfahrung gemacht haben. Wenn er schreibt, wir sind alle Sternbewohner, meint er nicht im übertragenen Sinne sondern  wortwörtlich. Das stimmt ja auch. Wir sind die Bewohner eines Sterns, der ERDE heisst. Nur, dass man sich dessen nicht so recht bewusst ist. Für mich zumindest kann ich sagen, dass es mir nie so recht bewusst war, ein Sternenwesen zu sein. Bis heute. 

Heute ganz früh stand ich auf dem Balkon und betrachtete die leicht eingedellte Mondscheibe. Bis zum Vollmond noch zwei Tage. Einige Sterne glitzerten noch. Da ging mir plötzlich auf. Ja die Sternen müssen es gewesen sein, mit denen er aufgewachsen war, die ihn zu so eigentümlichen Sehens und Denkens geführt haben. Und diese ganze  'Sternterminologie'! Er beschreibt oft seine Blumen mit Sternworten. Seine Blumen sind logischer Weise jede einzeln auch die Sternwesen gewesen. Das sagt er die ganze Zeit. Nur keiner hört zu. 

Da fiel mir die Geschichte mit dem kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry ein. Dieses zauberhafte Märchen war in meiner Jugend so etwas wie die Pflichtlektüre. Ich glaube aber nicht, dass ich damals irgend etwas von der Geschichte recht verstanden habe. Es gab zu viele Interpretationen, die einem was einreden wollten.

Man muss sich Karl Foerster als, sagen wir, 3 bis 6 jähriges Kind vorstellen. Dann hat man genau dieses Bild des kleinen Prinzen, der sich verwundert umsieht, wie er auf dem Planeten Erde steht mitten im Sonne-Mond-Sternengewirr. Man darf die kleinen Blumen um ihn herum nicht übersehen.

Er muss als Kind intuitiv gespürt haben, was Rufolf Steiner später wunderbar erklärt; 
"dass sich Sonnengeist und Erdengeist durch das Pflanzenwesen küssen."
(Rudolf Steiner. "Der Geist im Pflanzenreich". in: Erde und Naturreiche. Rudolf Steiner Themen aus dem Gesamtwerk 5, Verlag Freies Geistesleben Stuttgart 1980: S. 75)


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